Main Echo

09.07.2009

Königin der Irrealen von Bettina Kneller

Werke der Berliner Künstlerin ANTOINETTE in der Galerie Casarte Visionen voller Symbolik Aschaffenburg: Nicht, was sie malt, ist schön, sondern wie sie es malt. So wird aus Banalem Begehrenswertes. Auch wenn es den Betrachter ratlos und irritiert hinter sich lässt. Die Welt der ANTOINETTE ist voller Geheimnisse. Die Berliner Künstlerin verschlüsselt sie derart, dass man mit jedem ihrer Bilder vor einem Rätsel steht. Rund zwanzig ihrer mystischen Werke sind ab Freitag in der Aschaffenburger Galerie Casarte zu sehen. Darunter so raffiniertes wie drei Bilder aus dem „Berliner Wochenbuch“, einer Art gemalter Chronik des Alltags. Eine Frau mit Waffe blickt dem Betrachter direkt ins Gesicht, über ihr entfaltet sich ein seltsames Panoptikum. Eine Frau führt ihren Hund in einem Einkaufszentrum spazieren, darüber sind Menschen an gedeckten Tischen zu sehen und den oberen Abschluss bilden eine Schildkröte und eine Flaschenpost. Realität und Phantasie verschmelzen in ANTOINETTEs Bildern, werden zu Versatzstücken für neu zusammengesetzte Traumwelten. Und die sind unverkennbar beeinflusst von ihrem einstigen Leipziger Meister Bernhard Heisig. Auch in seinen Werken ist ein Faible für Skurriles, Verstiegenes, Verstecktes erkennbar. Und für düstere Visionen, wie sie auch ANTOINETTE zeichnet: Beispielsweise in „Überfahrt der Schiffe“, das ineinander verkeilte Boote zeigt, in einem ein Liebespaar, das sich ängstlich aneinander klammert, daneben Matrosen, die mit voller Kraft ein schweres Netz einholen. Aus diesem Chaos schält sich ein Mann heraus, sein Gesicht erscheint in der Bildmitte fast lebensgroß, und warnend hebt er den Zeigefinger. Voller Symbolik, voller verschlüsselter Zitate sind ANTOINETTEs Werke. Auf den ersten Blick sind es höchst ästhetische Visionen einer Welt hinter der unseren. Wie in Bilderbüchern entdeckt man diese Welten Schicht für Schicht ... So steht man vor diesen fremden Welten, studiert und entziffert sie – und bemerkt plötzlich: wieviel sie mit der eigenen zu tun haben. Diese irrealen Gedankengebäude, diese fragilen wie irrwitzigen Visionen rücken näher. Faszinierendund gruselig zugleich.